Mail 2

 

Ankunft Sydney, circa 6.30 a.m.!

 

Der Zoll ist ziemlich pingelig. Sie, der Zoll war weiblich, wollte wissen, ob wir Trekking-Schuhe oder sowas Ähnliches dabei hätten. Wir glaubten, nicht richtig verstanden zu haben und haben sie daher angesehen, als ob sie vielleicht ´ne Schraube locker hätte. Sie rächte sich dafür, indem sie unser gesamtes Gepäck noch einmal durch den Nacktscanner schickte. Der erkannte jedoch weder nackte noch angezogene Kletterlatschen.

 

Sarah erklärte uns später, dass frau befürchtet, man könnte in den dicken Profilen der Sohlen irgendwelchen kontaminierten Schmutz oder gefährliche außerirdische Viren von Mars einschleppen.

Die Aussies haben eben schlechte Erfahrungen gemacht. Man denke da nur an die Kaninchen oder Ratten von Mister James Cook und Nachfolger.

 

Dann kurvt uns Sarah durch den Verkehr der Großstadt, vier Millionen Einwohner, Richtung Manly, jedoch ohne es zu unterlassen, sämtliche motorisierten Aussies, die sich nördlich ihrer Motorhaube auf der Straße bewegen, als lahmarschig, schnarchtrödelig und bescheuert zu beschimpfen, schlicht als unfähig, ein Fahrzeug durch den Dschungel einer Großstadt zu lenken.

Dann aber kommt sie ins Schwärmen.

 

Wir erreichen Manly, den angesagtesten, flippigsten, sonnigsten und sportlichsten Stadtteil Sydneys, der die schönsten Strände, die tollsten Wanderwege, die verrücktesten Kneipen und überhaupt die nettesten Leute sein eigen nennt.

Und sie hat Recht. Sie zeigt uns die tollsten Strände, macht uns mit den nettesten Leuten bekannt, die sie natürlich alle kennt, führt uns entlang der Strandpromenade durch die Haupteinkaufsstraße und erklärt uns die jeweiligen Vorzüge der anliegenden Kneipen und Gastronomie-Betriebe.

 

Dann scheucht sie uns durch die Wildnis.

Wirklich! Gleich oberhalb des Shelly Beach beginnt ein Wanderpfad durch den „Sydney Harbour National Park“, einer Halbinsel, die südlich an Manly grenzt.

Dies ist ihr abendlicher Jogging-Pfad.

Sie eilt fröhlich hüpfend voraus, während wir damit beschäftigt sind, zu verhindern, dass unsere heraushängenden hechelnden Zungen über den steinigen Boden schleifen.

Es geht bergauf und bergab und wir werden mit einem tollen Ausblick auf die Skyline von Sydney belohnt.

Sarah ist jedoch überhaupt nicht zufrieden, die Sicht auf Sydney sei nämlich erst dann die richtige, wenn die Sonne vom knallblauen Himmel scheinend die Stadt in das richtige Licht setzt. Heute stören leider einige Wolken das Gesamtbild.

Wir sind trotzdem sehr beeindruckt.

 

Abends schleppt sie uns ein eine Kneipe mit recht preiswertem Essen und Life-Performances einheimischer Komedians.

Ich verstehe so gut wie kein Wort. Aber sie kommen recht gut beim Publikum an.

 

Weil mir gelegentlich Bruchteile von Sekunden der manlyschen Gegenwart fehlen, offenbar fehlt mir ein klitzekleines bisschen an Schlaf, brechen wir bald auf und laufen Slalom mitten durch die Hundertschaften joggender junger Männer und Frauen nach Hause.

Sarah übernachtet bei Freunden und überlässt uns ihre kleine Einzimmerwohnung zwei Straßen oberhalb des Manly Beach.

 

Den nächsten 30 Grad warmen und sonnigen Morgen haben wir für uns. Sarah arbeitet von 6.00 bis 11.00 a.m. unten am Manly Beach in einem Imbiss und Coffee-Shop.

Wir marschieren gegen 9.30 a.m. zum Strand, begrüßen Sarah und ihren Chef, bewundern die ersten Surfer, die um diese Zeit schon draußen in der Bucht auf die große Welle warten, und lassen uns am zehn Minuten entfernten Shelly Beach nieder.

Hier sind die Taucher und Schnorchler in der Überzahl.

Ich traue mich ins Wasser. Es liegt ein paar Grade unterhalb meiner Wohlfühltemperatur von 25 Grad, aber nach dem ersten Schock, den ich trotz Jet-Lag und Zeitverschiebung überlebe, genieße ich es, “downunder“ im Wasser zu schwimmen.

 

Mittags kommt Sarah nach Hause und es geht ab, mit der Fähre ins Zentrum von Sydney.

Als Opera und Harbour Bridge in Sicht kommen, steht mindestens die Hälfte aller Passagiere mit hoch erhobenen Händen an der Reling, so dass man meinen könnte, es steht ein Piratenangriff bevor. Doch beim genaueren Hinsehen erkennt man zwischen den erhobenen Händen einen kleinen silbernen Kasten mit Linse vorn und Display hinten.

Es wird fotografiert bis der Zeigefinger streikt.

 

Sarah macht den Stadtführer und zeigt uns die schönsten Teile der Innenstadt.

Das interessanteste Highlight Sydneys ist für meine Frau allerdings die George Street, genauer: Ein Klamottenladen in der George Street. Hier ersteht sie unter Sarahs fachfraulicher Beratung eine kurze Hose und ein langes Kleid.

 

Der Tag klingt aus im besten „Thai-Lestaulant“ von Manly (O-Ton Sarah!).

 

Am nächsten Morgen regnet es leicht und es ist abgekühlt auf frostige 18 bis 20 Grad.

Sarah macht uns den Fremdenführer und fährt uns in die „Blue Mountains“, die weder besoffen noch melancholisch, sondern wirklich blau sind. Hier wurde vermutlich der deutsche Gassenhauer „Von den blauen Bergen kommen wir“ erfunden.

Trotz Wolken sehen wir die blauen Berge tatsächlich etwas blau. Bei Sonnenschein wäre das alles aber noch viel blauer, versichert uns Sarah.

 

Mit der „railway“ am Seil geht es unter schrillem Quieken von etwa 50 Chinesinnen, ohne Kontrabass, im Winkel von 52 Grad ins Tal, dann durch den Urwald auf befestigten über dem Erdboden befindlichen Wegen.

Eine Liane hängt neben derselben. Tarzan hätte seine helle Freude gehabt.

Doch Sarah belehrt uns, dass die Liane mindestens armdick sein müsse, um die Last eines Menschen zu tragen. Davon gab es aber nicht allzu viele. Tarzan wäre dann wohl doch beleidigt davon geschlichen oder heftig auf den Hintern gefallen.

 

Am Ende geht es mit der „cableway“ (Drahtseilbahn) wieder nach oben.

Den Abend lassen wir beide ausklingen im Brauhaus neben der Manly Wharf mit dortselbst gebrautem Bier. Sarah hat ihren „Mädelstreff“, bei dem sie mit Freundinnen gemeinsam isst und ratscht.

 

Heute ist Bondi Beach angesagt.

Wir vergammeln den Vormittag, es ist sowieso bedeckt.

Als Sarah von der Arbeit kommt scheint wieder die Sonne und wir fahren durch die Stadt an die Ostküste, wo sich ein Beach an den anderen reiht.

Es gibt einen Wanderweg an der Küste entlang, der uns Buchten erschließt mit weißem Sand, eine schöner als die andere.

An der Spitze der Halbinsel, die die Watson Bay einschließt, essen wir die besten „fish & chips“ von Sydney (wieder O-Ton Sarah).

 

Letzter Tag in Sydney.

Die Sonne scheint, es ist 23 Grad und Sarah klappert mit uns alle schönen Strände im Norden ab. Da die Saison zu Ende gegangen ist, sind die Strände leer, bis auf ein paar „kite-surfer“ und andere, die draußen auf die nächste Welle oder den nächsten Hai warten.

Auf dem Rückweg nach Manly machen wir ein Stopover in einem großen Einkaufstempel mit einer Unzahl von Schuhgeschäften.

Ich verbringe die meiste Zeit auf irgendwelchen Bänken und mache Smalltalk mit anderen männlichen Leidensgenossen.

Heute Abend geht es noch einmal auf die Manly-Piste. Es ist Freitag und überall die Hölle los.

 

Morgen Vormittag fliegen wir nach Brisbane, wo wir unser Auto übernehmen, um dann in aller Gemütlichkeit die Tour an der Ostküste bis hoch nach Cairns zu machen.

Somit ist unklar, ob und wann der nächste Bericht folgen wird.

“See you and enjoy the snow”.

 

Mail 3

 

Der Flieger nach Brisbaine hebt erst mit einer halben Stunde Verspätung in Sydney ab, weil irgendeine chinesische oder japanische Tusse den Weg nicht gefunden hat. Kennt ja auch nicht unser Alphabet! Aber immerhin, solche Aufmerksamkeit von zirka 150 Fluggästen wird sie ihr Leben noch nicht gehabt haben. Alle starren sie an, als sie durch den Gang schleicht.

Der Flug dauert nicht eine knappe halbe Stunde, wie in unseren Reiseunterlagen steht, sondern eineinhalb Stunden. Das liegt daran, dass Queensland im Gegensatz zu New South Wales keine Sommerzeit hat.

 

In Brissie übernehmen wir dann unser "Alte-Leute-Auto": Sehr komfortabel! Viel Platz! Ein Toyota Corolla.

Jetzt geht’s ab auf die Straßen und auf den Highway nach Norden

.... und nur Geisterfahrer unterwegs!

Alle fahren sie auf der falschen Seite. Was bleibt uns übrig, als uns einzureihen.

 

In Noosa wollen wir übernachten, aber das geht nicht, weil erstens Wochenende ist und zweitens hier ein Surf-Wettbewerb stattfindet und der Ort somit an Überbevölkerung leidet.

Also kommen wir bei Alex (!) unter, genauer in ihrem Kopf. Der Ort heißt wirklich „Alexandra Head“ und es gibt hier den Alex Beach Club, Alex Golf Club, Alex Beach Resort, wo wir unterkommen bei Bill, der ausnahmsweise nicht Alex heißt.

 

Also Alex (St), solltest du einmal ins Aussieland reisen, musst du nach Alexandra Head kommen. Du wirst dich dort wie zu Hause fühlen. Es sei denn, du magst keinen Regen! Es schifft nämlich wie aus Eimern.

 

Wir essen im, natürlich, Alex Football Club (American Football, so was wie Rugby) zu Abend.

Hier brummt der Bär, denn ein Mädel feiert seinen 18. Geburtstag und das bedeutet etwas im Aussieland. Denn ab diesem Zeitpunkt erspart sie sich selbst 1750 Dollar, der Bedienung 3000 Dollar und dem Management des Lokals 17.500 (!) Dollar.

Soll heißen: Wenn eine Person unter 18 Jahren in einem Lokal Alkohol trinkt, und dazu zählt auch Bier, dann sind diese Strafen laut Gesetz vom so und so vielten fällig und das steht überall angeschlagen. Sollte man bei uns auch einführen! Daher ist zu verstehen, was hier abläuft.

 

Am Sonntagmorgen verlassen wir Alexandras Kopf und drängeln uns in Noosa unters Volk.

Großer Surf-Wettbewerb des örtlichen Lions Club! Eine Minute und 15 Sekunden sind zu überbieten.

 

Wir schauen uns das ein Weilchen an und machen uns dann vom Acker, Richtung Hervey Bay, Ausgangspunkt für Ausflüge nach Frazer Island.

Wir fahren bis zur Marina. An der „tourist information“ buchen wir eine zweitägige Tour durch den Nationalpark Frazer Island. Außerdem suchen wir eine Übernachtungsmöglichkeit.

Sie hat gleich um die Ecke eine "cabin"(incl. Rainbow-Lorikeets) anzubieten, drückt uns den Schlüssel in die Hand, damit wir sie uns ansehen. Die „cabin“ ist eine Art Containerbungalow mit extra Schlafraum, Mikrowelle und allem Schicki-Micki.

Wir nehmen sie und buchen gleich für die Nacht nach unserer Rückkehr von Frazer Island mit.

 

Abends geht es in den gegenüberliegenden Hervey Boat Club.

Dort gibt es die besten „fish & chips“ und nicht nur das.

Eine Zwei-Mann-Band spielt auf und die australischen Oldies, so zwischen 45 und 70 tanzen dazu wie die Wilden. Wir reihen uns ein.

So ein Trupp von 4 bis 5 Paaren tanzt richtig synchron. Irgendwie die bekannten Tänze, aber ganz andere Schritte.

 

Am Morgen geht es erst mit dem Bus und dann mit der Fähre  nach Frazer Island.

 

Ein geländegängiger Kleinbus mit Allradantrieb und Fahrer und Ranger in einer Person, Jon, holt uns vom Anleger ab und kurvt durch hundert Schlaglöcher durch den Dschungel.

Irgendwann geht‘s zu Fuß weiter, immer am Bach mit kristallklarem Wasser entlang.

 

Es herrscht ein Höllenlärm im Dschungel. Wellenförmig schwillt der Lärm von hunderten von Papageien an und ebbt wieder ab. Nur ein paar blöde Papageien tanzen aus der Reihe, die können wohl den Dirigenten nicht sehen.

 

Wir klettern über umgestürzte Bäume und umarmen mit sechs Männern/Frauen einen uralten Mammutbaum.

Nachmittags donnern wir mit 80 Sachen mit dem Bus  dem „75-miles-beach“ nach Norden.

 

Unterwegs hat sich ein Dingo, das ist ein australischer Wildhund, in Pose gestellt.

Jon warnt uns, wir sollen auf keinen Fall denken, das sei ein normaler Hund. Ein einzelner Dingo nimmt zwar eher Reißaus vor mehreren Menschen, aber wenn sie zu fünft oder mehr sind, sollten die Menschen lieber Reißaus nehmen. Und dann erzählt er uns Ranger-Latein über Geschichten von doofen Touris, Dingos und Kangaroos.

 

Weiter geht es den 75-miles-beach nach Norden, vorbei an einem alten Wrack von 1935 bis zum Indian Head, wo der olle Cook zum ersten Mal an Land ging.

Abendessen im Eurong Beach Resort: Ein Schwarm junger Chinesinnen steht kichernd vor dem Buffet und amüsiert sich über all die exotischen Dinge, die da zum menschlichen Verzehr angeboten werden, wie z.B. ungeborene Hühner mit verschrumpeltem Fleisch (ham & eggs).

Eine beobachtet uns genau, was wir uns so auf den Teller füllen und kippt sich dann freudestrahlend die Bratensoße über den Kuchen. Lecker!

 

Am nächsten Morgen brettern wir wieder über den Strand zum Lake Wabby, ein ganz und gar grüner See zwischen riesigen Sanddünen auf der einen Seite und Dschungel auf der anderen.

Baden ist angesagt!

Das absolute Highlight ist aber nachmittags der Lake McKenzie. Wir werden wieder auf der Fahrt dahin mächtig durchgeschüttelt, Mitten im Dschungel gelegen bietet er kristallklares türkisblaues Wasser, das sauberste auf der Welt, O-Ton Jon, schneeweißen Sandstrand und 28 Grad warm.

Wir verbringen dort den Nachmittag bis wir gegen Abend zurück zur Fähre geschüttelt werden.

 

Rockhampton ist unser nächstes Ziel, wo wir den „Tropic of Capricorne“ überqueren, den Wendekreis des Steinbocks, der die Subtropen von den Tropen trennt.

Hier beginnt auch die Capricorne Coast.

Wir suchen uns ein kleines Kaff, das noch kleiner als ein kleines Kaff ist, zur Übernachtung aus. Es heißt „Emu Park“ und wir nisten uns für zwei Tage im Motel ein. Von hier aus wollen wir all die Dinge besichtigen, die der Reiseführer so angibt.

Beim Abendessen im Hotel sind die Leute alle grün. Doch nicht etwa aus Angst vor dem Zyklon, der sich draußen im Pazifik aufbaut und auf die Küste von Australien zurast, so die Nachrichten im Fernsehen. Das scheint hier keinen zu interessieren, ist ja wohl auch noch 2 Tage hin, obwohl es draußen schon mächtig stürmt. Nein, es ist der 17. März und "Saint Patricks Day", der irische Nationalfeiertag.

Nachts stürmt es heftig. Die Papageien krallen sich in den Palmen fest und, sogar kopfüber hängend, können sie das Schnäbeln nicht lassen.

Nun, wir sind ja auch in Downunder und die bunten und äußerst monogamen Vögel, die zu Hunderten paarweise in den Bäumen hängen, lassen Alfred Hitchkock wie ein Waisenknabe aussehen.

Morgens ist der Himmel wieder knallblau, aber es ist nur 25 Grad warm und das in den Tropen!

Es bezieht sich später ein bisschen und erreicht dann 29 Grad. Aber es regnet nicht.

Wir verbringen den Tag in Rockhampton und besuchen das Aborigines-Culture-Centre. Dann geht’s wieder zurück ins einsame Kaff zu den Pseudo-Iren.

Mail 4

 

Wir sind auf der Flucht! Vor Ului!

Heute, Freitagmorgen, kam in den Nachrichten, dass am Sonntag der Zyklon Ului, - nicht Uli-u -, auf die australische Küste zwischen Bowen und Mackay trifft, voraussichtlich mit Windgeschwindigkeiten um 200 km/h und 7 Meter hohen Wellen.

 

Unser Ziel war eigentlich Airlie Beach und das liegt genau dazwischen.

Wir fragen in der Rezeption nach, ob es gefährlich werden könnte, dorthin zu fahren. Sie wusste es nicht, holte die Tageszeitung und wusste es immer noch nicht. Aber sie hat gleich beim Wetterfrosch von Rockhampton angerufen. Und der quakte, wenn wir Lust auf das große Abenteuer hätten, sollten wir nach Airlie Beach fahren. Wenn wir aber zu den Zeitgenossen gehörten, die lieber auf Nummer sicher gehen, dann sollten wir bis Sonntag Abend warten und sehen, was sich dort oben tut. Curtis Island, vor Rockhampton gelegen, sei sicherheitshalber schon evakuiert.

 Wir geben vor der Concierge kleinlaut zu, dass wir schon Abenteuer lieben, aber eher die kleinen, die weniger als sieben Meter hoch sind.

Also flüchten wir folglich vor dem Abenteuer und Ului ins Inland. Westwards ho!

 

Wir fahren auf dem Capricorn-Highway 325 Kilometer ins Inland bis nach Emerald, überfahren dabei eine Schlange, die bestimmt extrem giftig war, vor allen wohl deswegen, weil wir sie überfahren haben und sehen zwei tote Kangaroos am Straßenrand. Schnief!

 

Emerald kann seit heute mit etwas absolut Neuem und Exotischem aufwarten: Fußgänger! Und gleich zwei davon! Wir sind nämlich auf die wahnwitzige Idee gekommen, nachdem wir uns im Pool des Hotels etwas abgekühlt haben, uns den Ort zu Fuß zu erschließen und dabei gleich ein Internet-Cafe zu suchen.

Es gibt keine Fußwege an den Straßenseiten, nur Rasen. Und wie rasende Hasen, die von der Hundemeute gehetzt werden, überqueren wir, Haken schlagend, die Fahrbahnen und landen tatsächlich in einem Internet Cafe.

 

Wir bleiben noch einen Tag in Emerald und tauchen ab in den Untergrund. Denn wir fahren nach Sapphire und Rubyvale.

Heute, Freitagmorgen, kam in den Nachrichten, dass am Sonntag der Zyklon Ului, - nicht Uli-u -, auf die australische Küste zwischen Bowen und Mackay trifft, voraussichtlich mit Windgeschwindigkeiten um 200 km/h und 7 Meter hohen Wellen.

Unser Ziel war eigentlich Airlie Beach und das liegt genau dazwischen.

Wir fragen in der Rezeption nach, ob es gefährlich werden könnte, dorthin zu fahren. Sie wusste es nicht, holte die Tageszeitung und wusste es immer noch nicht. Aber sie hat gleich beim Wetterfrosch von Rockhampton angerufen. Und der quakte, wenn wir Lust auf das große Abenteuer hätten, sollten wir nach Airlie Beach fahren. Wenn wir aber zu den Zeitgenossen gehörten, die lieber auf Nummer sicher gehen, dann sollten wir bis Sonntag Abend warten und sehen, was sich dort oben tut. Curtis Island, vor Rockhampton gelegen, sei sicherheitshalber schon evakuiert.

 Wir geben vor der Concierge kleinlaut zu, dass wir schon Abenteuer lieben, aber eher die kleinen, die weniger als 7 Meter hoch sind.

Also flüchten wir folglich vor dem Abenteuer und Ului ins Inland. Westwards ho!

 

Wir fahren auf dem Capricorn-Highway 325 Kilometer ins Inland bis nach Emerald, überfahren dabei eine Schlange, die bestimmt extrem giftig war, vor allen wohl deswegen, weil wir sie überfahren haben und sehen zwei tote Kangaroos am Straßenrand. Schnief!

 

Emerald kann seit heute mit etwas absolut Neuem und Exotischem aufwarten: Fußgänger! Und gleich zwei davon! Wir sind nämlich auf die wahnwitzige Idee gekommen, nachdem wir uns im Pool des Hotels etwas abgekühlt haben, uns den Ort zu Fuß zu erschließen und dabei gleich ein Internet-Cafe zu suchen.

Es gibt keine Fußwege an den Straßenseiten, nur Rasen. Und wie rasende Hasen, die von der Hundemeute gehetzt werden, überqueren wir, Haken schlagend, die Fahrbahnen und landen tatsächlich in einem Internet Cafe.

 

Wir bleiben noch einen Tag in Emerald und tauchen ab in den Untergrund. Denn wir fahren nach Sapphire und Rubyvale.

ier ist der gesamte Erdboden durchwühlt und durchsiebt, denn hier sind Australiens größte Saphir- und Rubinvorkommen.

Eine schon sehr betagte und andauernd gähnende Dame (wirklich!) führt uns bis 15 Meter unter die Erde durch mannshohe und -breite Gänge und erzählt viel. Wir verstehen allerdings nur ein Viertel davon.

 

60 Kilometer nördlich, in Capella, wo es nichts gibt außer einem Hotel und ein paar Van-Parks und kein einziger der wenigen Einwohner „a capella“ singt, wollen wir die "Pioneer Village", eine Art Freilichtmuseum, besichtigen.

Aber die Capellianer - klingt wie Aliens aus dem Sternbild Capella - . die hatten nicht mit Ului gerechnet, der ihnen unerwartete Touristenströme von zwei Deutschen vor ihr Museum spült.

Es war alles dicht, kein Capellianer weit und breit, nur zwei freundlich mit dem Schwanz wedelnde Hunde, die eindeutig irdischen Ursprungs waren (keine Dingos!).

Also gehen wir ins einzige Hotel, einen Kaffee trinken, den wir nicht einmal bezahlen müssen. Als Dank geben wir unser gesamtes Kleingeld in das fast leere Tip-Glas. Die beiden Barmaids hätten uns am liebsten umarmt, offenbar ist Trinkgeld zu geben, hier eher selten.

Nette Leute, diese Capellianer!

 

Zurück in Emerald kaufen wir eine Zeitung. Man rechnet weiterhin mit heftigen Stürmen, Gewittern, Regengüssen und Überschwemmungen für Sonntag.

Also beschließen wir, auf keinen Fall vor Montag zurück zur Küste zu fahren. Mal sehen, wie wir hier die Zeit totschlagen! Mit E-Mail-Schreiben? Jedenfalls ist es noch immer schön warm!

 

Mail 5

Leichen pflastern unseren Weg! Baumleichen!

 

Wir sind auf dem Weg zurück zur Küste nach Airlie Beach.

Und genau diesen Ort hat Zyklon Ului in sein Auge gefasst. Und das Auge eines Zyklons ist schlimm. Er hat, ebenso wie sein griechischer Namensvetter, der Zyklop, nur ein Auge.

Und Odysseus war gerade nicht da, um unserem Ului seins auszubrennen. Hat wohl grad mit Circe rumgemacht. Jedenfalls, da, wo das Auge eines Zyklons durchmarschiert, da bleibt keines trocken.

Auch hier, in Airlie Beach ist es entsetzlich nass. Es schüttet wie aus Eimern und überall liegen umgestürzte Bäume herum und etliche Häuser sind "oben ohne". Und die Menschen sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

An der Felsenküste tummeln sich Boote, die da nicht hingehören. Strommasten liegen danieder und die Leitungen sind provisorisch hochgebunden, damit die Straße frei ist.

Auch die Bäume, die auf den Straßen herumlagen, sind bereits beiseite geschafft und fachgerecht zerlegt.

Es gibt natürlich keinen Strom, alle Läden sind dicht und die Backpackers verzweifelt, denn sie kommen an kein Bargeld, die ATMs (Geldautomaten) funktionieren nicht und mit Karte bezahlen, ist nirgends möglich, weil die Terminals alle stillliegen.

Das einzig offene Hotel ist das "Best Western". Sie haben sogar ein Zimmer anzubieten, aber leider ohne Strom und Wasser.

Wir halten den üblichen äußerst freundlichen „smalltalk“, - alle Ausssies sind wirklich unglaublich freundlich - und machen uns vom Acker.

Und dann bekommen auch wir ein Problem. Unser Tank dürstet nach Benzin, aber alle Tankstellen haben dicht. Ohne Strom geht gar nichts.

Doch wir haben Glück. Kurz bevor der letzte Tropfen sich auf den Weg durch die Benzinleitung zum Motor macht, finden wir eine Tanke mit eigenem Generator. Hier drängelt sich natürlich alles. Aber unser Tank ist wieder voll und weiter geht‘s, Richtung Norden.

 

In Bowen, zirka 80 Kilometer weiter, sehen wir eine mit elektrischem Licht beleuchtete "Burg" links neben der Straße rumliegen. Davor steht ein Plakat, auf dem nicht etwa "Neuschwanstein" steht, sondern "Castle Motel".

Naja, die Motel-Burg ist ein bisschen missglückt. Meine Begleiterin muss mich darauf aufmerksam machen, dass das Gebäude einer Burg nachgebildet sein soll.

Aussies kennen sich da ja nicht so aus, aber sie haben offenbar Strom aus einem Generator, denn das übrige Bowen liegt im Dunkel.

Wir fahren über das, was der Besitzer für eine Zugbrücke hält, zwischen zwei Türmen ins Office. Alles funktioniert; der herrliche swimming-pool, die Klimaanlagen,- es ist inzwischen wieder 29 Grad warm -, und das Restaurant. Das allerdings ist aschkalt. Die Klimaanlage powert es auf kalte 18 Grad herunter und die Aussies sitzen muggelig in kurzen Hosen und T-Shirt an der Bar und glotzen erstaunt zu uns herüber, weil wir uns warme Strickjacken angezogen haben und beim Essen mit den Zähnen klappern. Außerdem glotzt uns ständig ein Ritter, not in a rusty armor, an. An den Wänden hängen Speere, Schilde, Banner und alles, was nach Meinung des Burgherrn, so Ritter ihr Eigen nennen. Das Burgfräulein, schon etwas fortgeschrittenen Alters, an der Rezeption, ist, wie immer, super nett und fragt uns Löcher in den Bauch, nach dem Woher und Wohin, nach Gott und der Welt.

 

Den Pool haben im Dunkel des Abends Unmengen von grasgrünen kleinen Fröschen besetzt, die einen Höllenlärm veranstalten, dass man sein eigenes Wort nicht versteht.

Wir fühlen uns wieder richtig wohl, ganz im Gegensatz zum letzten Sonntag in Emerald.

Dort hatten wir morgens noch einen Marsch durch den Botanischen Garten gemacht und uns mit Hunderten von großen weißen Kakadus angelegt.

Wir wollten sie fotografieren und sie uns auf den Kopf scheißen.

Es klappte weder das eine noch das andere und wir wurden schließlich unter lautem Geschrei aus dem Park vertrieben. Es fing nämlich furchtbar an zu regnen.

Und das tat es dann, bis auf wenige Ausnahmen, den ganzen Tag und die ganze Nacht. Wir haben Karten gespielt, gelesen und uns gemopst.

emopst hat sich offenbar auch die nette Dame von der „tourist information“ in Ayr, und das wohl schon seit Tagen. Sie ist überglücklich, dass wir bei ihr hereinschneien. Nein, hereinschneien ist nun wirklich völlig unpassend. Sie ist begeistert, dass wir bei ihr hereinschwitzen. Sie erzählt uns alles, was wir die nächsten 200 Kilometer auf keinen Fall versäumen dürfen, lobt in höchsten Tönen die Sehenswürdigkeiten, die sie selbst begeistern, aber weniger ihren Mann, wie sie verschämt zugibt und meint, wir könnten ja, wenn wir unbedingt wollen, auch zu den Orten fahren, die ihrem Mann gefallen, aber ihr weniger.

Ihr Redeschwall ist nicht zu bremsen. Dann deckt sie uns mit etwa 10 Kilogramm Informationsmaterial ein, das für das nächste halbe Jahr ausreicht. Wir sind jetzt bestens informiert, haben Reiseführer von sämtlichen Hotels und Caravan-Parks nördlich des Wendekreises des Steinbocks.

So finden wir unser kleines, aber feines  Motel in Townsville mit Wohn- und zwei Schlafzimmern, von denen wir aber nur eines, auf Bitten der Concierge, benutzen möchten.

Wir nehmen das mit den zwei getrennten Betten. Denn wegen der vielen Eindrücke tagsüber träume ich nachts wieder sehr heftig und kämpfe mit Aliens von Capella, Beteigeuze und Riegel IV. Da ist es durchaus von Vorteil, wenn meine andere Hälfte außerhalb der Reichweite meiner sechs Arme ist.

 

Townsville gefällt uns. Wir buchen zwei Tage, weil wir einen Tag auf „Magnetic Island“ verbringen wollen. Die heißt so, weil  die Schiffskompassnadeln von Captain James Cook verrückt spielten, als er daran vorbeigesegelt ist. Kurz darauf ist er mit seiner Endeavour auf Grund gelaufen. Das lag aber nicht am Kompass sondern an der Tatsache, dass er das Great Barrier Reef übersehen hat.

Meine Frau wurde gerade von einem dieser grasgrünen Lärmfrösche geküsst.

Wir haben nämlich heute gewaschen und vergessen, die Wäsche von der Leine zu nehmen. Wir sind vom Essen nach Hause gekommen und haben im Dunkeln mit Taschenlampe die Wäsche abgenommen. Und da balancierte so ein Kermit auf der Wäscheleine, ist wohl mal im Zirkus aufgetreten, und sprang ihr in den Nacken, weil er den Mund verfehlt hat. Das war vielleicht ein Gejuchze!

 

Magnetic Island!

Morgens sind wir mit der Personenfähre rüber, dann mit dem Inselbus (Tageskarte!) einmal zur Picnic Bay im Süden und dann 12 Kilometer nach Norden zur Horseshoe Bay. Relaxen und Baden, im abgegrenzten Bereich  zum Schutz vor den Stingers, ist angesagt. Es gibt acht verschiedene Arten von Quallen hier und davon sind mindestens neun giftig. Also, einfach so im Meer Baden, das sollte man tunlichst lassen.

Gegen Nachmittag sind wir dann bei einer  eineinhalb Stunden Wanderung, den „forts trail“, zu einem Aussichtspunkt geklettert, mit einem wunderbaren 360 Grad Ausblick über die Insel. Und dort treffen wir Ku(o)ala aus Lumpur. Direkt neben unserem trail hockt in etwa zwei Metern Höhe ein Koala und vertilgt in aller Ruhe ein Eukalyptusblatt nach demselben. Der sieht echt zum Knuddeln aus.

uf der Rückfahrt zur Fähre steigt ein Trupp Backpackers zu, den wir auch auf dem trail getroffen haben. Die Insel ist voller Backpackers und 80 % davon sind jung und weiblich. Die sind ganz aufgeregt und erzählen, dass sie einen echt wild lebenden Koala-Bären gesehen haben. „Oh my God!“ Der muss wirklich die Ruhe weg gehabt haben, bei dem Geschnatter der Girls.

 

Wir bleiben noch einen Tag, weil wir noch nicht viel von Townsville gesehen haben. Erst mal geht es in die Shopping Mall.

Ich gehe ins Internet-Cafe und meine bessere Hälfte geht, - natürlich -, shoppen. Dann fahren wir, faul, wie sie ist, auf den Castle Hill. auf dem nie ein „castle“ gestanden hat und haben von dort oben einen herrlichen Ausblick auf Townsville und Umgebung.

Nachmittags genießen wir ein Bad im Rock-Pool. das ist ein Meerwasserpool, von Wällen eingegrenzt, also Stinger-sicher und am Strand gelegen unter Palmen und anderen exotischen Bäumen.

 

 

Mail 6

 

Freitag:

Urlaub im Urwald

Ich geh im Urwald so für mich hin,

wie schön, dass ich im Urwald bin.

Man kann da stundenlang so wandern,

ein Urbaum steht so neben dem andern.

Und an jedem Baum hängt Blatt für Blatt

Urlaub - schön, dass man ihn hat

(Heinz Erhardt)

 

Freitag ist Dschungeltag. Wir fahren 50 km in die Berge zu den "Wallamans Falls", mit 305 Meter frei fallendem Wasser (Was soll das Wasser auch sonst tun? Am Fallschirm hängen?) Australiens höchster Wasserfall.

 

Wir fahren in Serpentinen bergauf und noch bergaufer, die Straße wird immer schmaler und geht in rote Erde über. Uns ist seit zwei Stunden kein Mensch mehr begegnet, außer ein paar blöder Rindviecher, die glauben, die Straße für sich gepachtet zu haben und nur schwer dazu zu bewegen sind, Platz für einen roten Corolla zu machen.

Doch dann sind wir oben - und siehe da, es stehen bereits drei Autos herum. Wir sind doch nicht die Einzigen.

Der Ausblick auf die Falls ist umwerfend.

Ich überrede meine Frau, den 2 Kilometer langen Abstieg durch den klitschnassen Dschungel zu machen. Sie geht voraus, falls wir auf irgendwelch giftiges Geschlängel treffen, das sich für den totgefahrenen Kumpel rächen will.

Nein, es gibt hier kaum giftige Schlangen, außer vielleicht eine Python, mit Vornamen Monty. Also Monty Python. Aber die ist auch nicht giftig, sie würgt lieber. Würg!

Sie hat selbst entschieden, vorauszugehen, damit sie das Tempo bestimmen kann.

Wir brauchen jeweils eine dreiviertel Stunde.

Unterwegs machen uns zwei schräge Vögel den Weg streitig. Aber als wir sie fotografiert haben, machen sie den Weg frei. Sie sehen irgendwie aus wie Truthähne und es sind auch welche, wie wir später erfahren, Brush-Turkeys, wilde Truthähne.

Auf dem anstrengenden Weg nach oben kommt freundlicherweise Kühlung von ganz oben. Es gibt einen richtigen tropischen Regenguss, der es bis auf den Dschungelboden schafft. Wir sind in kürzester Zeit völlig durchnässt. Oben am Auto ziehen wir uns komplett um und fahren dann in ein Mini-Kaff am Meer, wo wir eine schicke „cabin“ mit zwei Pools, lautem Papageiengeschrei und "Roadrunner" buchen.

Roadrunner treibt sich vor unserer „cabin“ herum und lauert auf trockenes Brot.

Wir haben ihn so genannt, weil er wirklich aussieht, wie der Roadrunner im Comic: Lange Beine wie ein Mini-Storch, läuft unheimlich schnell, wenn man ihn scheucht, fliegen scheint er nicht zu mögen oder können, ist zirka 50 cm groß und glotzt uns aus riesigen Augen an, also ein Mini-Emu.

 

Am Morgen hat sich Roadrunner zu seinen Kumpels zurück-gezogen, die auf dem Platz herumlungern und auch wir ziehen uns aus dem kleinen Kaff am Meer mit Namen Lucinda zurück.

lle naslang gibt es einen heftigen Regenguss. Wir sind auf dem Weg nach Mission Beach. Dort soll es Cassowaries geben, das sind ziemlich große, Emu-ähnliche Vögel mit einem Puschel-Federkleid und lilablauem Kopf mit einem braunen Horn obendrauf. Und sie sind vom Aussterben bedroht, weil sie sich sehr langsam bewegen und deswegen dauernd überfahren werden. Außerdem können sie nicht fliegen.

 

Misson Beach erweist sich als „mission impossible“, kein Cassowary steckt seinen blauen Kopf aus dem Blätterwald. Wir kurven stundenlang durch die Einsamkeit: Kein Mensch, kein Cassowary, nur Zuckerrohrfelder! Endlos!

nisfail ist nun angesagt: "Salsa in Innisfail".

 

Wir bekommen wieder heiße Tipps von der Tourist-Information-Lady von Innisfail. Zum Kaffeetrinken geht es auf eine Luxusyacht am Flussufer, so ein Bötchen für zirka 6 Leute, Oberdeck mit Tischen und unten eine Messe und ein todschicker Schlafraum! Am Steg zum Schiff hängt eine Glocke und daneben ein Schild, das zum Läuten auffordert, wenn man Kaffee haben will.

Letztere macht einen Höllenlärm, dass wir uns furchtbar erschrecken, doch sie wirkt.

Der Captain steckt seinen Kopf aus der Kajüte und fordert uns auf, das Boot zu betreten. Wir sitzen oben auf der Yacht bei Kaffee und Kuchen und fühlen uns wie die Millionäre.

Dann meint der Captain, wir sollten nach unten kommen, denn es fängt gleich, schon wieder, an zu regnen. Unten in der Messe sitzt schon ein japanisches Pärchen und wir „talken small“ mit dem, übrigens lang bezopften, Chef. Echt `n Typ!

 

Dann klappern wir Innisfail ab und suchen uns das netteste Motel aus, das auch die erste Wahl der Tourist-Office-Lady war.

Abends sitzen wir in der Bar und ich versuche verzweifelt das furchtbar australische Englisch meines Barnachbarn zu verstehen. Er ist Truck-Driver und labert mich voll. Sogar die Chefin und Barfrau der Anlage, Amanda, versteht ihn manchmal nicht.

Doch dann kommt das Stichwort "ABBA".

Irgendwie erwähne ich, dass ich heute die Musik von Abba sehr gern höre (früher nicht!). Amanda hört nur „Abba“ und verschwindet im Hintergrund, wühlt dort herum und kommt freudestrahlend mit der DVD "Abba - Der Film" wieder.

Sie bezeichnet sich als den größten Abba-Fan aller Zeiten.

Und dann sitzen Amanda, ihre Tochter, Abba-Fan in zweiter Generation und Bedienung im Restaurant sowie wir vor der 150 cm Plasma-Glotze und sehen den Film mit Merril Streep und Pierce Brosnan bis zu seinem, eher nicht bitteren, Ende.

 

Der nächster Tag ist Sonntag und in Innisfail findet das "Feast of Senses" statt.

Farmer aus der Umgebung bieten ihre Produkte an und Künstler ihre Werke. Wir wandern staunend von Stand zu Stand. Da gibt es Früchte und Pflanzen, die haben wir noch nie im Leben gesehen. Wir bekommen von etlichen einige Kostproben.

nd dann um 11 Uhr versammelt sich ganz Innifail vor dem Zebrastreifen der Hauptstraße.

Eine Gruppe Innisfailer führt "Salsa auf dem Zebrastreifen" vor. Es gibt einen Tanzlehrer und seine Assistentin, die sind echt gut, die übrigen 5 bis 6 Paar können es so leidlich.

Doch ganz Innisfail staunt und ist begeistert.

Zweite Mission Impossible: 

 

In Etty Bay, 16 km südlich von Innisfail sollen Cassowaries ihr Domizil aufgeschlagen haben.

 

Wir fahren hin und, wow, mission possible, kurz vor Etty Bay steht am Straßenrand so ein Riesenvieh und glotzt uns an und wir glotzen zurück und machen Fotos.

 

Und unten am Strand stolziert tatsächlich ein zweiter gemächlich über den „picnic ground“.

 

Wir sind mit dem Tag zufrieden.

 

Weitere zwei Wasserfälle in der Gegend erwarten noch unseren Besuch. Beide "Wow-mäßig“ ganz weit oben.

 

Bei einer Abzweigung ist ein als Badeplatz ausgewiesenes "golden hole" (Goldenes Loch) zu erreichen. Meine Frau ist unverständlicherweise nicht dazu zu bewegen, ins Wasser zu gehen, nur weil weiter vorne so ein blödes Schild vor Krokodilen warnt.

ie folgende Nacht verbringen wir in "Fishery Falls", in einer Lodge, wunderbar am rauschenden Fluss gelegen. Zum Essen müssen wir allerdings ins 15 km entfernte "Gordonville".

Als wir aus dem Restaurant zurück zum Motel fahren, gehen plötzlich hinter mir alle Lichter an und eine Polizeisirene macht einen ohrenbetäubenden Lärm.

Das "Weihnachtsbaum-Auto" hält hinter mir und ein Officer kommt, wie in amerikanischen Filmen, breitbeinig an mein Wagenfenster. Aber er ist ganz freundlich und will nur meinen Führerschein sehen und dass ich in sein Röhrchen (!) blase.

Ich habe, Gott sei Dank, nur Limo getrunken. Dann noch den üblichen small-talk und zurück geht es bei Regen und Dunkelheit und auf der falschen Straßenseite zur Lodge.

 

Der nächste Tag:

Regenwald ist ja ganz schön, wenn nur der erste Teil des Wortes uns nicht nerven würde. Wir fahren den ganzen Tag von Wasserfall zu Wasserfall bei Wassserfall von ganz oben. Wir sind in den Atherton Table Lands und es ist 21 Grad kalt. Auch den höchst gelegenen Ort Queenslands, Rabenschuh oder "Ravenshoe" nehmen wir mit. Dort ist Queenslands breitester Wasserfall.

Die Unterkunft am Abend ist wieder sehr schön, wir schauen aus unserem Zimmer über eine Parklandschaft mit Fluss. In selbigem soll sich das berühmte Schnabeltier, der "Playtypus" herumtreiben. Wir wollen es besuchen, aber kein Typus weit und breit.

Wahrscheinlich regnet es ihm zu viel.

Mail 7

 

On the road again!

Granite Gorge National Park ist angesagt.

Wir sind fast die Einzigen um diese Zeit (10.30 Uhr) und Miss Park Ranger begrüßt uns superfreundlich, erklärt uns alles ausführlich und verkauft uns Futter für die in den Granitfelsen herumlaufenden Rock-Wallabies (Felsen-Kangaroos). Die sind etwas grösser als unsere Feldhasen und klettern uns fast auf den Schoß, so gierig sind sie nachdem Futter. Wir sind hin und futsch! Sie lassen sich sogar streicheln und zwischen den Ohren kraulen.

Versorgt mit einer großen Wasserflasche, Sonnencreme, denn es ist inzwischen muggelige 27 Grad warm, und Mückenspray machen wir uns auf, die Wandertour über riesige Granitfelsen zu erkunden.

Sie entpuppt sich als eine Klettertour, die sich gewaschen hat. Unter den Felsen gurgelt ein Fluss ’rum, und manchmal muss man richtig springen, um auf den nächsten Felsen zu gelangen. Zwischendurch locken wir das eine oder andere Wallaby mit unserem Futter aus den Felsspalten.

 

Unterwegs nach Cairns machen wir noch einen Stopover in Kourana und klettern auf einem gut befestigten Weg, zum Teil auf Stelzen und etwa 20 Meter über dem Boden des Dschungels, zu einem Ausblick auf die "Barron Falls". Auch nicht schlecht!

Wir haben noch acht Nächte in Cairns bis zu unserem Abflug nach Singapore. Da es in den nächsten Tagen um Ostern eng werden könnte, buchen wir eine feste Bleibe und sind im "Southern Cross Apartments", (es ist ein Kreuz mit dem Süden), untergekommen: Ein-Zimmer-Apartment mit Bad, Küchenzeile, Mikrowelle, Ceran-Kochfeld im Zentrum von Cairns, 87,50 Dollar die Nacht (unter 60 Euros) und gleich neben dem Bahnhof.

Aber das bedeutet nichts, denn Cairns ist Endstation und nur etwa einmal pro Tag lärmen zwei hintereinander gekoppelte Dieselloks im Schritttempo unten vorbei, halten hinter der Anlage, der Lokführer steigt aus und legt die Weiche zum Kehrgleis per Hand um. Dann fährt er zurück, wahrscheinlich, weil die Loks sich wieder vor den Zug setzen, von dem allerdings nichts zu sehen ist.

Jedesmal, wenn wir auf dem Balkon stehen und der Aktion zusehen, winkt der Lokführer zu uns herauf und wir winken zurück. Wirklich nette Leute, diese Aussies!

Ja und das Beste ist natürlich, O-Ton meine Frau, dass das größte Einkaufszentrum Cairns, vergleichbar mit unserem Alstertal-Einkaufszentrum, sich zwei Minuten zu Fuß neben unserer Anlage befindet.

Sie schwelgt in "Shopping"!

Auch die Mönckebergstraße, die hier „Shields Street" heißt, ist in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen.

Die Wettervorhersage sagt leider nichts Gutes. Es ist zwar 29 Grad warm, aber es soll weiterhin immer wieder Regengüsse geben. Der Schnorchelausflug ins Great Barrier Reef  wird wohl in den pazifischen Ozean fallen.

Ein Grund, noch mal ins Aussie-Land zu fahren.

 

Heute ist Gründonnerstag! Das hat ein großer grüner Kakadu, ein Alexandrine Parrot, also eigentlich ein Papagei, zum Anlass genommen, meine Begleiterin sich als Partner auszusuchen. Er hockt auf ihrer Schulter, knabbert zärtlich an ihren Ohrläppchen, sie hat vorsorglich die Ohrringe herausgenommen, und beißt jeden Vogel weg, der versucht bei ihr zu landen. So konnte keiner bei meiner Frau landen!!

ann füttern wir noch richtig große Kangaroos.  Auch Monty ist wieder da und zwar liegt sie zusammengeringelt auf einen großen Ast etwa einen Meter über uns.

Aber keine Sorge, Leute, Monty Python ist nicht hungrig und gehört, wie die Kangaroos, Koalas, und Süßwasserkrokodile, sowohl Croc Monsieur als auch Croc Madame, zu den "Kuranda Koala Gardens".

Doch bevor wir auf die Idee kommen, Monty zu streicheln, fängt es mal wieder furchtbar an zu regnen.

Wir machen noch schnell die "Kuranda Rainforest Tours" mit dem Boot auf dem Barron River oberhalb des Wasserfalls, immer am Rand des Regenwaldes entlang. Der Barron River wimmelt nur so von Fischen, Schildkröten, Wasser-Pythons und Krokodilen. Während erstere sich vor uns im Wasser tummeln, bekommen wir die letzteren nicht zu Gesicht. Der Bootsführer meint, es läge am Regen. Sonst kämen sie an die Wasseroberfläche bzw. ans Ufer, um sich aufzuwärmen.

 

Und weil wir ja sonst nichts zu tun haben, kaufe ich mir einen Hut aus echten Kangaroo- Leder und nenne mich nun "Crocodile Dundee der Dritte".

Mail 8

 

Heute haben wir den hässlichsten Bahnhof unter dem Kreuz des Südens angesehen, den Bahnhof von Cairns: Zwei Gleise, eines für den Zug und ein Kehrgleis für die Loks, und das ganze ist Teil eines großen Parkhauses des schon erwähnten Einkaufszentrums.

 

Kein Wunder, dass schon seit zwei Tagen kein Zug mehr angekommen ist; ich als Zug würde mich auch gruseln, in so einen "Bahnhof" einzufahren.

Jetzt wissen wir es auch: Die Lokführer haben gar nicht gewunken. Sie haben sich entschuldigt, dass sie den Zug in so einen hässlichen Bahnhof gefahren haben.

 

Ostersonnabend hat es den ganzen Tag geregnet, nur abends, zum Essen gehen, hatte Petrus ein Einsehen und machte die Schleusen dicht.

An der Esplanade, der Promenierstraße am Wasser entlang, fallen Scharen von fliegenden Hunden, die hier "flying foxes", also "Fliegende Füchse", heißen, in die Bäume ein. Es sieht unheimlich aus, weil ihre Silhouetten am Himmel großen Vampiren gleichen.

Wir haben den ganzen Tag gelesen und uns gemopst.

 

Heute, Ostern, haben wir die Nase gestrichen voll vom Regen und beschließen, ins Outback zu fahren. Denn eine alte australische Wombat-Weisheit sagt, dass es im Outback eher weniger regnet.

 

Auf nach Chillagoe, 220 km westlich von Cairns im Outback gelegen, einst bedeutende Bergwerkssiedlung; Kupfer, Silber, Blei, Wolfram und natürlich Gold.

Hier tobte einst der Koala-Bär, heute ist dort der Dingo begraben.

 

220 Einwohner bevölkern den Ort, 25% davon sind Dauergäste in der Bar des einzigen Hotels, das gut nach Dodge-City passen würde. Man erwartet jeden Moment, John Wayne o-beinig aus der Schwingtür des Saloons auf die (asphalt)-staubige Straße treten zu sehen.

Die Piste nach Chillagoe ist teilweise unbefestigt, einige tote Kangaroos liegen am Straßenrand, und wir brettern durch die Einsamkeit, eine gewaltige Staubwolke hinter uns her ziehend. Dann kommt uns ein Laster entgegen. Teufel sei Dank, kein Road-Train und wir befinden uns eine halbe Minute lang auf dem Mars: Nur roter Staub um uns herum!

Aus dieser Schilderung wird der halbwegs intelligente Leser haarscharf geschlossen haben, dass das Wombat richtig lag. Es ist trocken, die Sonne scheint und alle 10 Kilometer steigt die Temperatur von anfangs 21 Grad je um ein Grad an und bleibt dann bei 30 Grad stehen.

 

Wir machen noch einen Ausflug zur alten Schmelzerei, die früher das Metall aus dem Gestein herausgelöst hat und heute einen kläglichen und kontaminierten Rost- und Steinhaufen darstellt mit drei halb verfallenen riesigen Schornsteinen.

 

Dann führt uns ein Zweihundertzwanzigstel der Einwohner unter Tage in eine Tropfsteinhöhle mit lauter Stalag-Nieten und Stalag-Titten. Erstere stehen und schreiben sich eigentlich Stalagmiten, letztere hängen (!) und es fehlt ihnen nur das vierte "T".

Außerdem treffen wir noch Bat-Man und Bat-Woman, die gelangweilt in der Höhlendecke abhängen.

Ostermontag!

"Fat Albert" ist das Stichwort!

Fat Albert ist 3,5 Meter lang und liegt versteckt unter Mangroven am Ufer des Daintree Rivers.

 

Wir befinden uns auf einem Boot nur zwei Meter von ihm entfernt und wollen ihn natürlich ablichten. Aber es ist zu dunkel im Mangrovendickicht und es regnet mal wieder heftig. So begnügen wir uns mit seinen Sprösslingen, 4 und 2 Jahre alt, also noch richtige Croc-Babies.

 

Die Chinesinnen in unserem Boot, - hier sind immer und überall Chinesen mit im Boot -, haben sogar im Baum in etwa 10 Meter Entfernung Monty gesehen, auf die der Bootsführer zeigte. Wir haben sie leider nicht entdeckt, dafür hat eine junge Chinesin mir sie auf ihrem Display gezeigt.

Ne richtige Python in der Wildnis! Auf dem Display einer echten Chinesin! Jing Tong Wow!

 

Wir haben uns also nach Norden aufgemacht, immer an der Küste entlang nach Port Douglas und dann weiter über Mossman nach Daintree. Hier endet die Welt für normale Autos, wenn man nicht einen riesigen Umweg machen will. Wer weiter will, braucht die Erlaubnis von den Aboriginees und Vierradantrieb. Was zurzeit aber auch nicht weiter hilft. Die Flüsse sind so voll Wasser, das man bei den Furten nicht mehr durchkommt. Und Aussteigen und Schieben ist nich’! Es wimmelt nur so von Krokodilen, die sich schon die Serviette umgebunden haben und auf das Hors d’Euvre warten.

Auf der Rückfahrt sehen wir eine große Herde von Kangaroos, die einen Sportplatz und das umliegende Gelände besetzt halten. Als wir uns nähern, richten sie sich alle auf und lassen uns nicht aus den Augen. Wir trauen uns nicht näher heran, die sind zu viele und einige bis zu 1,30 Meter groß. Wir haben nämlich Läuten gehört, dass das eine oder andere Kangaroo Box-Profi sein soll und wir haben unsere Boxhandschuhe nicht dabei.

lso begnügen wir uns mit ein paar Fotos und trollen uns.

 

Heute ist der letzte Tag in Cairns.

Morgen geht es nach Singapore, wo wir 4 Tage bleiben. Am 12. sind wir wieder in Hamburg, wegen der Blaskapelle zur Begrüßung. Und bitte "Walzing Mathilda" spielen!

 

Ich weiß nicht, ob noch eine Mail aus Singapore kommt. Die letzte wird dann wahrscheinlich schon aus Hamburg abgeschickt werden.

 

Weiter nach Singapore:

 

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