Mail 9

 

Singapore ist futuristisch und gigantomanisch! Man baut immer höher und immer verrückter. Rechtwinklig ist absolut out: Ein Turm schiefer und schräger als der andere und obendrauf sitzt etwas Ufo-Ähnliches.

Das Gebäude des obersten Gerichts ist ein Ufo in Reinform.

Gegen das, was hier so gebaut wird und entsteht, nimmt sich die zukünftige Elbphilharmonie in Hamburg wie das Häuschen einer Klofrau aus, und so würde man hier auch damit verfahren. Wobei ich nichts gegen Klofrauen gesagt haben will. Mein Großtante Mimi war schließlich auch eine.

In unserem Hotel ist Restaurant und Rezeption ein 18 Stockwerke hoher Innenraum, der sich oben zulaufend nach innen verjüngt. Vier gläserne Fahrstühle, die ständig die Farbe wechseln, fahren im Innern an der einzigen Senkrechten nach oben auf die Zimmer und Suiten.

Wir sind also in Singapore. Tags wie nachts immer um die 30 Grad und wenn ’mal ein halbstündiger tropischer Regenguss kommt, kühlt es nicht im Mindesten ab.

 

Der letzte Abend in Cairns, der übrigens gemeinerweise trocken war, befriedigte noch einmal die Gelüste meiner weiblichen Hälfte nach Schmuck, genauer: Halsschmuck.

Sie probierte "Monty" an!

Ihr lest richtig und bemerkt: Monty verfolgt uns irgendwie.

Diesmal auf dem "night-market", den wir entdeckt hatten. Da lag Monty Python so ’rum und wurde den Besuchern umgehängt. Und sie hatte nichts Besseres zu tun, als sich eine (fast) ausgewachsene Python um den Hals zu hängen. Ehrlich gesagt: Es war wohl eher ’ne Baby-Python. Leider musste sie sie aber wieder abgeben. Hätte sonst wohl auch das eine oder andere Problemchen im Flieger gegeben.

 

Unser Abflugtag war natürlich sonnig und warm. Der Regen in Cairns hatte ein Ende.

Und der Flug nach Singapore über Darwin war langweilig. Es gab nicht einmal einen Fernseher und das Essen würde man nur als bekennender Engländer als solches bezeichnen.

Fliegt also nie mit "Easy-Star". Das scheint so ’ne Magermilch-Fluglinie zu sein, vergleichbar mit Ryan-Air. Aber Sitze hatten sie zumindest in ihrer Maschine.

 

Ja, und nun ist min Fru in ihrem Element: Eine Shopping-Mall neben der anderen, unter denen sich unser Alstertal-Einkaufszentrum wie ’ne Hundehütte ausmacht. Eigentlich ist ganz Singapore eine einzige Shopping-Mall. Es gibt von unserem Hotel gleich vier Ausgänge, die direkt in das anliegende Shopping-Zentrum führen, in dem wir uns am zweiten Abend fast verlaufen haben.

 

Little India und Chinatown waren Pflichtprogramm. Die Kür war dann die nächtliche Flussfahrt mit gigantischer Skyline im Hintergrund.

Alles ist hier blitzsauber. Es gibt weder Hunde noch Katzen und daher auch nirgend deren Hinterlassenschaften. Die Strafen für Verschmutzung von öffentlichem Raum sind allerdings auch drastisch. Sie fangen mit dreistelligen Beträgen an und sind nach oben offen, wie die Richterskala.

Es gibt auch so gut wie keine Kriminalität, keine Penner, Aussteiger oder Junkies, kein Kaugummi und die Arbeitslosenquote liegt bei 2,5 %.

Dafür gibt es die Todesstrafe, nämlich für Drogendelikte und Kapitalverbrechen. Auch ausgepeitscht wird noch, allerdings nur Männer.

Wieso eigentlich?

Ich bin ja nun wirklich kein Befürworter der Todesstrafe, aber wenn man das alles hier so sieht, kann man doch nachdenklich werden.

 

Ohne groß nachzudenken, habe ich mich heute am südlichsten Punkt von Asien, am "Southern Most Point Of Continental Asia", ins brühwarme Meer gestürzt.

Was hätte da bloß alles passieren können?

Ich hätte abdriften können, Richtung Sumatra!

Oder Asien hätte sich nach Norden entfernen können!

Man hört ja so viel von der Kontinentaldrift!

Indien ist ja schließlich auch auf Asien geknallt und hat den Himalaja aufgeworfen.

Und nach der "Chaos-Theorie" reicht der Flügelschlag eines Schmetterlings in Singapore aus, um in Australien einen Zyklon auszulösen oder eine Schiffskatastrophe mit ausgelaufenem Öl.

 

Aber nichts dergleichen ist geschehen und wir haben einen herrlichen Sonnen- und Badetag auf Sentosa-Island, dem Vergnügungspark von Singapore, verbracht.

Es ist Samstag und die Stecknadel im chinesischen Heuhaufen ist dran!

Genau: Die Suche danach!

Noch genauer: Die Suche in Chinatown nach einem Paar Schuhe, das meine beste Hälfte bei unserem ersten Besuch irgendwo in der hintersten Ecke einer chinesischen Schuhspelunke gesehen und, das verzeiht sie sich nie, nicht gleich gekauft hat.

Wie jede derartige Suche ist sie weniger von Erfolg als vielmehr von wunden Füßen gekrönt.

Aus Frust hat sie dann zwei Polo-Shirts für umgerechnet 15 Euro erstanden, allerdings diesmal nicht im Schuhgeschäft.

remiere! Das war heute das 200-ste Schuhgeschäft. Damit hat sie etwa 10 Prozent der Schuhgeschäfte von Singapore abgeklappert. Die restlichen 90 Prozent, das dürften dann etwa 1800 sein, sind dann dran, wenn wir 'mal wieder hier sind.

 

Leute! Tut mir einen Gefallen! Erwähnt mir gegenüber in den nächsten drei Jahren nie mehr das Wort "Schuhgeschäft"! Ich würde dann sofort einen Nervenzusammenbruch erleiden.

Zu guter Letzt haben wir noch schnell die Klimaanlage hochgefahren, um uns langsam wieder an das Zähneklappern zu gewöhnen!

.....

 

Nachtrag: Wir warten aufs Einchecken. Der Abflug in Singapore um 24.00 Uhr verspätet sich, weil die offenbar Probleme mit der Klimaanlage im Flieger haben. Es sind solche Menschenmassen, dass die meisten es sich auf dem Boden bequem gemacht haben, weil nicht genügend Sitzplätze vorhanden sind. Dann geht es endlich los. Und tatsächlich, alle passen ´rein, aber wir wundern uns nicht `mal. Drinnen ist es sehr komfortabel. Ich kann aus über 100 Filmen und tausenden von Musikalben auswählen. Es sieht alles sehr neu aus.

Und erst beim Aussteigen in London merken wir es, denn es kommen aus einer zweiten Röhre noch Massen von Leuten von oben. Ich schaue nach draußen und dann sehe ich es. Das Flugzeug ist riesig! Wir sind mit der nagelneuen A380 geflogen. Wow!

 

© Ulli Kammigan, 2011