Tanzreise nach Zypern

Tanzreise mit der Tanzschule Heiko Stender nach Zypern

10. bis 17. Februar 2016

 

Ankunft um 18.45 Ortszeit und Begrüßung durch Georgios, den Drachentöter. Georgios ist der Meinung, wir hätten noch nie ein Hotel von innen gesehen, und erklärt alles, was keiner Erklärung bedarf. Nun gut: Verhalten im Hotel für Dummies.

Spät abends schummeln wir beide uns in die Bar zur Ü80-Party. Die Oldies haben die winzige Tanzfläche besetzt, sodass wir jungen Spunde (um die siebzig) das Nachsehen beim Zusehen haben.   

(Zum Vergrößern auf die Bilder clicken)

Unser Hotel ATHENA BEACH von der Meerseite
Unser Hotel ATHENA BEACH von der Meerseite

Am folgenden Tag läuft Georgios zur Höchstform auf. Er erweist sich als unglaublich belesen, weiß – zum Entzücken meiner besseren Hälfte – über sämtliche Pflanzen am Wegesrand Bescheid und glänzt mit einem Wissen über die Ausgrabungen, das dortige Leben vor über 2.000 Jahren und die griechische Mythologie, sodass sogar Ulli noch etwas Neues erfährt. Natürlich besonders über das Lotterleben von Aphrodite, die ja damals als Asylbewerberin in Zypern an Land geschwommen ist. Nun, es kam sehr schnell heraus, dass er Agrarbiologie in Deutschland studiert und später ein dreijähriges Praktikum als Archäologe absolviert hatte. Als vor Jahren die Ausgrabungen stockten, weil Zyperns Banken das Land in den Ruin geführt hatten, wechselte er das Fach und verdient seitdem seine Brötchen im Tourismus. Also er kommt an: bei Iso wegen der Pflanzen, bei Ulli wegen der Mythologie. Wir latschen entlang den Wegen, über die schon vor über 2.000 Jahren Ptolemäer, Griechen und Römer spaziert sind und bestaunen die hervorragend erhalten Mosaiken auf den Fußböden der Paläste der damals Herrschenden.

Abends ist Tanzstunde angesagt: Zuerst hat sich Heiko, unser Tanzlehrer, angeschaut, wie wir herumhopsen und was wir dabei so drauf haben, dann zeigt er uns es ein paar neue Figuren im Disco Fox und Langsamen Walzer. Die junge zypriotische Kellnerin vergisst ihren Job, bleibt wie angewurzelt am Rand der Tanzfläche stehen und starrt mit großen Augen auf das Geschehen. Sie ist fasziniert.

 

Am folgenden Tag haben wir tagsüber frei. Das scheint auch Aphrodite zu wissen und hat dem Sonnengott Helios Bescheid gegeben, seinen Wagen über den Himmel zu kutschieren und dabei die Wolken zu vertreiben. Wir nutzen die Wärme zu einem vormittäglichen Spaziergang entlang der Promenade, um nach dem Hotel Ausschau zu halten, in dem wir im November 2010 residiert hatten. Das ist nur drei Häuser weiter. In der Mittagszeit und am frühen Nachmittag lümmeln wir dann auf den Liegen am Pool herum. Ins Wasser sind wir nicht gegangen, denn das hat arktische Temperaturen von etwa 18 Grad. Wir sind schließlich keine Eskimos. Pardon: Inuit!

 

Am Abend treten wir an zum Sirtaki, der von den Griechen adoptierte Tanz aus »Zorbas Dance«. Mimi, Deutschgriechin, sagt an wie’s geht und wir hoppeln hinterher. Aber so schlimm, wie es sich anfangs anhörte, ist es dann doch nicht. Zuerst ist die »Light-Version« dran, die man schon oft gesehen hat. Die haben wir dann auch in fünf Minuten drauf. Dann aber geht sie zur Sache. Man schmeißt die Beine in alle Richtungen und muss sich schon sehr konzentrieren, um alle Schrittfolgen zu behalten: Vom Grundschritt über den Dreier, Zweier, Einer bis zur pyramidos, nämlich alles hintereinander. Wir kommen mächtig ins Schwitzen. Aber am Ende haben es alle halbwegs kapiert und Mimi ist zufrieden.

Abends in der Bar dann die Feuerprobe: Der Alleinunterhalter legt einen Sirtaki auf und singt dazu. Meine bessere Hälfte und ich trauen uns, zumindest für die einfache Version und der Musiker kommt dazu. Zu dritt tanzen wir den Sirtaki im Kreis und das Publikum freut es. Später am Abend wiederholt er es und Caro aus unserer Gruppe sowie ein Fremder reihen sich ein.

 

Die Außentemperatur ist inzwischen auf über 20 Grad gestiegen und am nächsten Tag wandeln wir auf den Spuren Aphrodites. Ehrlich gesagt: Wir wandeln weniger als dass wir wandeln lassen. Ein Kleinbus fährt uns überall hin und Georgios, unser Wikipedia-Life, füllt unsere Wissenslücken über Botanik, antikes Leben und Mythologie. Wer Genaueres wissen will, vor allem, was für ein loser Vogel die Göttin der Liebe war, und dass sie ihre Existenz dem abgeschnittenen Gemächt eines in die Unterwelt verbannten Titanenbosses verdankte, der schaue mal in die Geschichte auf dieser Homepage »Aus der griechischen Mythologie« und dort auf >Leseprobe<..  

Nun, wir bestaunen den Felsen, neben dem sie aus dem Meeresschaum vermischt mit ein paar anderen ekligen Dingen entstiegen ist, besichtigten ihr über dreitausend Jahre altes Heiligtum, von dem allerdings nicht mehr viel übrig ist und versuchen, unsere auf Aphrodites Bank aufgereihten Damen mit Geld zu bestechen. Für was auch immer.

Das Heiligtum der »Schönsten der Schönen« - Aphrodite

Auf dem Rückweg stiftet Georgios uns zum Diebstahl an. Genauer: zum Klauen von reifen Apfelsinen und Mandarinen von den Bäumen. Wir schickten die Frauen vor, denn unser Guide versichert uns, dass Zyprioten niemals auf Frauen schießen würden. Um ehrlich zu sein, die Plantagenbesitzerin war informiert und wie es der Zufall so will, zaubert Georgios sie herbei und gleichzeitig Plastiktüten für den Transport des Obstes aus seiner Tasche. Also, so leckere und süße, weil reife Mandarinen und Apfelsinen habe ich noch nie gegessen.

Um es vorwegzunehmen:  Zwei Tage später wird dann richtig geklaut. Die Straße in den Bergen wird gesäumt von Orangenbäumen, deren Äste schwer an den Früchten tragen. Georgios hat Mitleid und schickt unseren Fahrer nach draußen, damit er die armen Äste von ihrer Last befreit. Kurz darauf fliegen Apfelsinen nur so durch den Bus, dass wir Mühe haben, die zum Teil Pampelmusen-großen Früchte zu fangen. 

Nach dem Abendessen tanzt das vereinte Deutschland.

Außer uns ist noch eine Tanzgruppe aus Dresden im Hotel. Und da man sich kennt, so von Tanzlehrer zu Tanzlehrer, feiern wir gemeinsam deren Abschlusstanzparty. War lustig, aber so’ne richtige Vermischung hat es außer beim Sirtaki nicht gegeben.

 

Tags darauf geht es mit Georgios zu Aphrodites Bad im Naturschutzgebiet Akamás. Keine Göttin der Liebe weit und breit zu sehen! Nun denn, es ist ja auch schon über viertausend Jahre her, als sie hier die Götter- und Männerwelt in Entzücken versetzte und mit dem athenischen Prinzen Akamás rummachte. Aber als sich touristenwirksam herumsprach, dass ein Bad in dem heiligen Wasser aphrodisierende und verjüngende Wirkung haben soll, strömten die Frauen aus aller Herren Länder herbei und stürzten sich kopfüber in die Fluten. Die kleine Quelle von vielleicht fünf mal fünf Meter war dermaßen angefüllt mit Frauenleibern, dass kein Wasser mehr zu sehen war. Heute ist das Eintauchen verboten und man darf gerade Mal seinen Finger eintunken und sich das Wasser auf die kalte Platte träufeln, in der Hoffnung, dass sich das eine oder andere Haar traut, dort wieder zu wachsen. Aber die Gegend ist schon toll. Aphrodite wusste eben wo es schön war.   

Aber auch der Eremit Neófytos wusste wo es schön war und buddelte erst eine Wohnhöhle und Minikirche in den Felsen und ließ sie dann mit bunten Fresken ausmalen. Da er ein Heiliger war, gehörte es sich, dass dort dann 500 Jahre später das Kloster Ágios Neófytos gebaut wurde.

Weiter geht es durch die Berge in ein kleines Weindorf, wo wir zu einer »meze« eingeladen sind. Ursprünglich war »meze« ein mindestens 16-gängiges Hochzeitsmahl, zu der nicht nur die gesamte Verwandtschaft sondern auch das komplette Dorf eingeladen wurde: so schlappe 1.100 Leute. Das haben einige Wirte übernommen. Unser Wirt ist demzufolge nur am Laufen. Ständig bringt er neue Schüsseln und Schälchen. Aber wir sind vorgewarnt. Ja nicht zu viel auffüllen, man könnte sonst platzen! Geplatzt ist keiner aber es wird zunehmend lustiger. Das liegt an dem Wein aus eigener Produktion, der so ’was von lecker ist.

Bei der Übungstanzstunde im Hotel am späten Nachmittag sind wir daher etwas derangiert, halten uns aber tapfer aufrecht.

Abends in der Bar, zu fortgeschrittener Stunde, beherrschen Einheimische das Parkett. Zu griechischen und zypriotischen Liedern, Karaoke-mäßig vorgetragen vom Alleinunterhalter, tanzen junge (eine) und ältere (mehrere) sowie richtig alte (die meisten) Eingeborene ihre folkloristischen Schritte. Die Stimmung schwappt über.

Am folgenden Tag beherrscht Makabrios – nein, Makarios hieß er – das Geschehen: Erzbischof Makarios III. Er wird von den Zyprioten wie ein Heiliger verehrt. Wir besuchen seinen Geburtsort und sein Geburtshaus, einsam in den Bergen gelegen.    

Und weil eines der ältesten Kloster, das Panagia Chrisorrogiatissa (welch ein Zungenbrecher?) gleich in der Nähe liegt und außerdem einen herrlichen Blick über das Tróodos-Gebirge bis hin zum Meer bietet, werden wir dort zur einer kleinen Weinprobe (schon wieder) eingeladen. Wobei unser Guide Georgios richtig stellt: Zyprioten kennen so etwas wie eine Weinprobe nicht. Sie probieren den Wein nicht, sie trinken ihn.    

Dann erfahren wir etwas über den Weinanbau. Ein Weinbauer zeigt uns, wie jetzt im Februar die Weinstöcke zurückgeschnitten werden – es bleibt kaum etwas übrig – und wie man aus den abgeschnittenen Trieben neue Weinstöcke zieht. Das Wichtigste ist aber anschließend in der Weinkelterei die Verköstigung des aus Weintrester hergestellten Zivania, so etwas wie der zypriotische Grappa. Im kleinen Weindorf gleich daneben serviert anschließend Frau Bürgermeisterin zypriotischen Kaffee mit kandierten Pomelo-Schalen und der Bürgermeister beschwert sich hinter vorgehaltener Hand bei Georgios darüber, dass er die Touris nicht in seine Weinkelterei geführt habe. Aber die andere gilt eben als die beste von Zypern.

Während wir unseren Kaffee schlürfen, sitzt unser Fahrer bei den Alten des Dorfes, diskutiert und entscheidet die wichtigen Dinge des Lebens, nämlich, wie der Krieg in Syrien weitergeht und wer der nächste amerikanische Präsident wird. So ist das bei den Zyprioten. Solche wichtigen Dinge entscheiden die Männer. Die Frauen entscheiden die unwichtigen Dinge, zum Beispiel, wer den Mülleimer nach draußen bringt und den Abwasch tätigt.

Zurück im Hotel hat Ulli wohl vergessen, dass Tanzen Spaß machen soll. Obwohl noch kein Bier getrunken, nimmt er die Sache bierernst und die bessere Hälfte ist sauer. Folglich besteht Gesprächsbedarf. Nicht ganz einfach, wo doch Männer dafür bekannt sind, Sätze wie »Wir müssen mal reden!« sehr gern zu überhören.

 

Der letzte Tag – zur freien Verfügung ­– ist warm und sonnig und die Teilnehmer ähneln mehr in heißes Wasser getauchten Krebsen als gesunden Mitteleuropäern.

 

Den Abflugtag können wir noch in Gänze genießen, da unser Flieger erst am Abend abhebt. Die Sonne scheint, das Meer ist etwa 19 Grad warm, die Luft deutlich mehr. Gegen Mittag sieht man doch tatsächlich drei Grazien aus unserer Mitte sich in die Fluten stürzen. Nun, das Stürzen ist wohl eher ein vorsichtiges ins Wasser tasten, aber am Ende schlagen drei Frauenköpfe im spiegelglatten Mittelmeer Wellen.

Der Rückflug schließlich zeigt sich außerordentlich entspannend. Boarding wird innerhalb weniger Minuten als »completed« gemeldet. Das Flugzeug ist höchstens zu einem Viertel belegt. Naja, wer ist denn auch so bescheuert, sich freiwillig zurück ins kalte und nasse Hamburg zu begeben?