FIJI

Mail »unbelievable« (12)

 

Bula (sprich: mbula und heißt Guten Tag oder Hallo),

Wir sind nach einem Drei-Stunden-Flug auf Fiji angekommen und es erschlägt uns. Ein Traum wird Wirklichkeit. Südsee, wie sie im Buche steht. Es fing schon damit an, dass wir am Flughafen in Nadi (sprich: Nandi) als Begrüßung eine Muschelkette um den Hals gelegt bekamen. Dann brachte uns ein Privatchauffeur ins Hotel, wo wir sogleich von einer Südseeschönheit, natürlich mit Blume im Haar, im Hotel herumgeführt wurden und alles erklärt und gezeigt bekamen.

Und dann unsere Suite! Ich weiß nicht, ob man so etwas noch Suite nennen kann? Ein Wohnzimmer mit Küchenbar, fast so groß wie ein Tanzsalon, Schlafzimmer mit drei Meter breitem Lotterbett, Balkon mit Blick auf Garten und Poollandschaft, ein Traum von Bad  und eigene Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler. Wir haben so etwas bisher nur in Filmen gesehen. Meiner besseren Hälfte verschlägt es die Sprache..

Und es ist endlich richtig warm, 30 Grad um 20 Uhr abends.

 

Abends am Buffet esse ich Sachen, deren Namen ich nicht ’mal aussprechen kann. Lecker hoch drei. Und das sagt Ulli, der sonst nach dem Motto lebt: Wat de Buer nich kennt, dat freet he nich!

 

Hier verbringen wir einen ganzen Tag. Die Sonne ist etwas hinter Wolkenschleiern verborgen, aber das ist uns nur recht, es schont unsere Haut. Das Meer ist 28 Grad warm und der Pool noch wärmer. Wir hängen so richtig ab.

Am nächsten Tag, dem 19. Dezember, beginnt das Abenteuer. Ein Boot soll uns von Port Denerau nach Matamanoa Island bringen, eine winzige vorgelagerte Insel, weit draußen.

Erst einmal gibt es einen tropischen Regenguss mit Blitz und Donner. Also werden wir mit Ganzkörperkondomen versorgt, Plastikhüllen für den Körper und Rucksack.

 

Dann kann das Boot nicht starten: Maschinenschaden. Also werden wir nach einer halben Stunde  auf ein kleineres umgeleitet, so etwa für 20 Passagiere. Wir sind 12, mit Skipper, Bootsmann und noch einem Besatzungsmitglied also 15.

Dann stellt sich heraus, das Boot hat kein Benzin mehr.  Also schippern wir zu einer Anlage mit Zapfstelle. Dort nehmen dann sechs Fijis unter viel Palaver die Zapfsäule auseinander, denn es fließt kein Sprit. Nach etwa einer halben Stunde  ist wohl doch Benzin da, und es kann losgehen.

 

Inzwischen ist der Regen so heftig geworden, dass man kaum noch Hand vor Augen sieht, auch der Skipper nicht. Also kommt, was kommen muss: Nach zwanzig Minuten Fahrt laufen wir auf Grund. Das Boot sitzt fest auf einer Sandbank. Mitten in der Südsee!

Also alle Passagiere ganz nach vorn ins Boot! Der Motor heult auf! Sonst nichts! Also alle nach hinten! Wieder nichts. Alle wieder nach vorn, und der Bootsmann geht hinten über Bord. Freiwillig! Er taucht einige Male ab. Viel Palaver! Wir verstehen kein Wort und bei einigen Mitreisenden deutet der Blick leichte Panik an. Es stürmt und gießt weiter, aber nach weiteren zehn Minuten ist das Boot frei. Alle 12 Passagiere klatschen!

Nun geht es richtig los, der Skipper dreht voll auf. Seid ihr schon ’mal Speedboot gefahren? Wir auch nicht! Aber jetzt!

Das Boot hebt sich mit dem Bug aus dem Wasser und knallt jedesmal mit ohrenbetäubendem Lärm in die nächste Welle, sodass wir denken, das Schiff bricht auseinander. Ich kenne jemanden von euch, der wäre tausend Tode gestorben.

 

Dann steuern wir den ersten Stop an. Ein kleines Boot legt an und man klettert an und von Bord, und das bei heftigstem Geschaukel. Weiter geht die Achterbahnfahrt.

 

Wieder kommt ein kleines Boot, diesmal nur, um uns beide abzuholen. Es hat auch inzwischen aufgehört zu regnen und die Sonne strahlt wieder vom Himmel.

Am Strand steht eine kleine Gruppe Menschen, und als wir näher kommen, spielen sie und singen zu unserer Begrüßung. Und die können singen! Mehrstimmig! Es ist so schön, dass wir eine Gänsehaut bekommen. Dann gibt es wieder eine Muschelkette über die Gänsehaut und eine persönliche Einweisung und Führung zu unserer »Bure« im Fiji-Stil mit wunderschön handbemalten Deckentapeten und Wandverzierungen und natürlich die Fenster ohne Scheiben, aber mit Mosquito-Gittern. Hier werden wir 5 Tage bleiben.

Matamanoa Island ist eine kleine Insel, nur wenige hundert Meter im Durchmesser, die wie eine Baseballkappe aussieht mit einem felsigen Anhängsel, oval, in der Mitte ein Berg, auf den wir natürlich schon gekraxelt sind und auf der Krempe die kleine Hotelanlage für 33 Paare. Fast alle davon sind zwischen 20 und 30 und die meisten verbringen hier ihren Honey-Moon. Sie haben auf der Hauptinsel geheiratet, was bei Aussies und Kiwis sehr beliebt ist.

Rund um die Insel ist schneeweißer Muschelkalksand mit einigen runden dunklen Felsen, und draußen vor der Insel liegt das Riff, das für das Speedboot nicht passierbar ist, es würde Schaden anrichten. Daher das Umladen der Passagiere außerhalb des Riffringes.

 

Unsere Bure liegt mitten in einem Wald von Kokospalmen und zweimal hat es richtig aufs Dach gerumst. »Die Kokosnuss auf dem heißen Blechdach«. Sollte man verfilmen. Mit ’ner Katze gab’s das schon. Hier werden mehr Leute von Kokosnüssen erschlagen als von Haien gebissen.

 

Apropos Hai: Am 20.12. ging es zum Schnorcheln draußen ans Riff. Das war schon ein Erlebnis, es ist ein noch völlig intaktes Korallenriff mit allem, was dazu gehört: Hunderte bunter Fische, wie man sie sonst nur in großen Aquarien zu sehen bekommt - und man selbst mittendrin. Zwei Stachelrochen schweben unter uns gemächlich dahin, und ich sehe das Weiße im Auge des Haies, wenn ich denn meine Brille aufgehabt hätte. So sehe ich nur zwei kleine Exemplare, knapp 80 cm lang, die ebenfalls unter uns in zirka sechs Meter Tiefe vorbei schwimmen und sich einen Deut um uns scheren.

Gestern Abend war nach dem Essen Spiele-Abend angesagt, und wir beiden Alten saßen mit lauter jungen Pärchen zusammen. Einheimische machten Musik, und es wurde viel palavert und noch mehr gelacht.

 

»Another day in paradise«: Wir sind wieder unterwegs zum Schnorcheln draußen am Riff. Und da tauchen sie auf: Delfine! Sie umkreisen ständig unser kleines Boot, teils so dicht dass man sie beinahe anfassen kann. Alle sind hin und futsch. Doch als die ersten von uns ins Wasser springen, verschwinden sie und man kann ihre Finnen nur noch von weitem sehen.

 

Am Riff diesmal keine Haie, dafür aber Muränen, die ihre scharfen Zähne fletschen und auf unseren kleinen Zeh warten. Und ich soll euch alle grüßen von »Little Nemo« und seinen Brüdern, die sich zu Hauf in den Korallen tummeln.

 

Abends ist wieder viel Hallo oder besser »Bula« und Spiele mit 20 Paaren aus acht Nationen angesagt und wir müssen das Nationalgetränk Kava probieren. Es wird aus einer Wurzel hergestellt und hat zwar keinen Alkohol, dafür aber irgendeine Droge. Doch die wirkt erst nach etwa zwanzig Kavas, wird uns von den Einheimischen versichert. Die meisten von uns schütteln sich, einige spuken sogar und die Fijis lachen sich kringelig.

Am letzten Abend spielt die Band für uns am Tisch beim Abendessen »Quantanamera«, denn wir haben irgendwann danach getanzt und das gesamte Personal hat da gestanden und gestaunt. Das haben sie noch nie gesehen. Auch die anderen Gäste staunten, und danach kannte uns jeder in der Anlage und zum Abschied kamen etliche mit zum Boot. Wir waren sehr gerührt, als sie dann alle vom Strand und von der Anlage aus zum Abschied winkten.

Jetzt sind wir wieder im Radisson in Port Denerau, aber diesmal in einem ganz normalen Zimmer. Morgen geht es ganz weit raus zur Blue Lagoon auf Nacula Island, eine der äußersten der Jasawa-Inseln.

 

Und heute ist Heiligabend. Den verbringen wir mit Karen und Roy im Restaurant im Hafen von Port Denerau. Wir haben sie auf Matamanoa kennen gelernt und uns verabredet. Mit dabei sind ihre Tochter Sarah und deren Verlobter Ben. Eine Band spielt Oldies und überall stehen Gruppen von Weihnachtsfrauen in Hot Pants herum und singen Weihnachtslieder. Es ist ein sehr netter Abend, nicht nur wegen der Hot Pants, sondern alle vier sind sehr, sehr kommunikativ.

 

1. Weihnachtstag: Fünf Stunden Schifffahrt durch die Traum-Inselwelt: Überall legten Boote längs­seits und Passagiere kletterten von und an Bord. Es ist ein größeres Schiff für ca. 80 Passagiere. Die Sonne scheint und wir genießen die Südsee, stehen im warmen Wind an der Bugreeling und meine Frau nennt sich Kate Winslet und ich bin der Leonardo aus Capri. Nur das Schiff geht nicht unter. Es heißt ja auch nicht Titanic und Eisberge zählen hier in der Südsee eher zu den seltenen Naturphänomenen, dafür gibt es reichlich Sandbänke (!) und Korallenriffe.

In der Blue Lagoon, benannt nach einem alten Film mit der jungen Brook Shields,* bei 35 Grad kommen wir gerade rechtzeitig zum Weihnachtsessen: Ein tolles Buffet am Strand, mit roten Blumen und grünen Blättern weihnachtlich dekoriert. Dann erscheint Santa Claus auf dem Meer in einem Motorboot stehend. Alle Kinder laufen an den Strand und bekommen kleine Geschenke aus einem Sack, der bei der Landung beinahe ins Wasser gefallen ist. Die Eltern knipsen sich die Zeigefinger wund.

Das Resort auf Nacula-Island (Fiji) hieß Blaue Lagune, weil dort in der Nähe der Film »Die Blaue Lagune« mit der jungen Brooke Shields gedreht wurde. Außerdem gibt es auf Sithonia (Griechenland) und auf Island eine Blaue Lagune. Auf Capri gibt es eine Blaue Grotte, in Deutschland Blaue Männer, besoffen vom Blue Curacao, und in Amerika blauäugige Trump-Wähler und schließlich machte Heino in einem Schlager die höchst erstaunliche Entdeckung, dass der Enzian blau ist.

Unsere Bure hier ist recht spartanisch eingerichtet, es gibt nicht einmal einen Tisch oder Stühle, obwohl reichlich Platz ist. Das Badezimmer ist im Freien unter einem Vordach und die Dusche ist ganz im Freien, aber rundherum durch hohe Mauern vor Einsicht geschützt. Das offene Restaurant und die Bar sind direkt am weißen Sandstrand mit Blick auf die Südsee in traumhaften Blau- und Grüntönen.

 

Das Riff mit tausend bunten Fischen reicht direkt bis an den Strand. Ideal zum Schnorcheln bei Flut, bei Ebbe würde man sich den Wanst aufschrammen.

 

Fünf weitere schweißtreibende Südsee-Tage zum Relaxen und Genießen! Wir sind wirklich zu bedauern, dass wir das alles ertragen müssen!

Die letzten zwei Tage sind wieder so richtig heiß mit viel Sonne und wahnsinnig hoher Luftfeuchtigkeit. Das schlägt sogar den Fijis aufs Hirn, denn das Personal hier vergisst so ziemlich alles, was man von ihnen möchte. Dafür ist der Abschied mit Gesang der Männer und Frauen in ihren bunten Tüchern wieder so richtig etwas fürs Herz.

 

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